Dehnung ist gewiss ein wichtiger Teil der körperlichen Praxis. Leider herrscht oft ein fehlendes Verständnis von gesunder Dehnung in einer funktionellen Sichtweise auf den Körper vor. Oft neigen Yogaübende und leider auch Yogalehrer zu forciertem passiven Dehnen, also einem Bewegungsmuster was so gut wie nie in unserer alltäglichen Bewegung vorkommt. Ohne das Stabilisieren der tiefenwirksamen Muskulatur wird das asana in einem „Hineinhängen“ in die passiven Strukturen enden. Schädigungen an diesen Strukturen sind vorprogrammiert und oft leider erst nach Jahren der „falschen“ Unterrichtspraxis spürbar. Generell enden Übungen im Yoga oft in extremen Stellungen, was für das Erreichen optimaler Fortschritte oft überhaupt nicht notwendig und sogar hinderlich ist.

Hilfreich sind dann auch keine gut gemeinten Kommentare wie z.B. auf die eigenen Grenzen zu achten, da die meisten Übenden diese erstens gar nicht wahrnehmen, zweitens im Sinne des „richtigen“ Ausführens oft Übergehen oder wie oben erwähnt auch gar nicht im Moment spürbar sind sondern erst nach jahrelanger Praxis.

Also wie erreichen wir nun die ausrichtende, tiefenstabilisierende Muskulatur? Es ist simpel aber auch ernüchternd. Durch üben. Wie wenn jemand Klavierspielen lernt, können wir zu Beginn oft auch nicht unsere Finger oder im Fall von Asanas unsere Muskeln adäquat und zielgerichtet ansteuern. Jetzt kann man schnell darüber weggehen und anfangen schnell bzw. intensiv zu spielen. Man wird das neue Muster dabei aber nicht erlernen. Wenn man auf der anderen Seite allerdings die Intensität scheut (das ist nix für mich…) wird natürlich auch nichts passieren. So ist Bewegungslernen immer erst einmal eine Einladung zu Langsamkeit, ein sich Zeit nehmen und konzentrative Achtsamkeit üben. Weiterhin arbeite ich mit einer bestimmten Idee oder Konzeption. Die Bewegung soll so als Erstes abstrakt in uns entstehen um dann in neuer Form in den Körper zurückzukehren. Sozusagen eine bewusste oder intelligente Verkörperung. So können wir eine bestimmte Bewegungsidee anbahnen, wahrnehmen und evtl. auch in einem asana integrieren. Yogaübende schätzen dabei immer wieder die Korrektur bzw. Ausrichtung ihrer Stellung in der das neue Bewegungsgefühl durch die Führung antizipierbar wird.

Hierbei kommt es natürlich sehr auf die Erfahrung des Yogalehrers an. Sein Verständnis der funktionell anatomischen Struktur, sowie seine eigene Körpererfahrung ist die Basis für ein gutes „bei den Schülern sein“. Leider sind Yogalehrer aber allzu oft entweder von ihrer eigenen Praxis während des Unterrichts absorbiert, selbst in schädigenen Ausführungen eingefahren oder auch ratlos in dem Transport ihres eigenen Körperverständnisses auf andere.

Abschließend möchte ich gern ermuntern das Thema tiefgründig zu erforschen, sich Zeit zu geben und Köperpraxis im Allgemeinen zum Zwecke einer integralen Entwicklung all unserer Aspekte in der Welt zu begreifen.